Was muss man bei einer Reise im E-Camper beachten? Max Wilke von XADER hat es ausprobiert und ist in unserem E-Camper-Testlabor bei einem ganz besonderen Rennen angetreten. Wie es so war, hat Max für euch in diesem Blogbeitrag festgehalten.
Reisen ohne schlechtes Gewissen
In Zeiten von Covid-19 ist Camping beliebter denn je. Die Freiheit und Unabhängigkeit von Camper Vans sind eine ganz besondere Art Urlaub zu machen, ich kann den Hype völlig nachvollziehen. Doch als Geschäftsführer der Firma XADER aus Dresden, die Unternehmen dabei berät, wie sie ihren Fuhrpark auf Elektromobilität umstellen, stört mich eine Sache an verfügbaren Campingmobilen enorm: der Verbrennungsmotor. Natürlich lassen sich zahlreiche angebliche Gründe gegen das Reisen im E-Camper sammeln: die Fahrzeuge fahren selten, dann aber lange Strecken, die Laufleistungen sind pro Jahr recht niedrig, da lohnen sich die hohen Anschaffungskosten nicht… um sich nicht der Tatsache stellen zu müssen, dass man Verbrenner fährt. Für mich sind das alles nur Ausreden. Ich möchte keine fossilen Brennstoffe verbrennen, weder im Alltag noch im Urlaub. Und diese Chance sollte ich bekommen, mit dem umgebauten Nissan eNV200 Camper von Campeleon. Der Nissan ist einer der ersten elektrischen Kleinbusse bzw. Kastenwagen und mir sehr wohl bekannt, doch ernsthaft gefahren bin ich das Fahrzeug nicht, obwohl ich die meisten elektrischen Fahrzeuge gut kenne. Eine großartige Gelegenheit für gleich zwei Premieren!
Die Rallye
An einem sehr kalten und regnerischen Wochenende bekam ich die Möglichkeit für einen umfangreichen Test. Der Hintergrund war eine Teambuildingmaßnahme mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Wir hatten uns verabredet, um gemeinsam mit verschiedenen Elektroautos mehrere Ziele in der Lausitz anzufahren und anschließend in Brandenburg zu übernachten. Dabei fuhren wir eine Art kleine e-Rallye. Die Vergleichsfahrzeuge waren: BMW i3s, Peugeot 2008e und ein MAN E-TGE. Insgesamt fuhren wir drei Zielorte an und legten dabei etwa 250km zurück.
Die Sache mit der Reichweite
Wir starteten alle mit einem leeren Akku, um den Vorteil größerer Batterien zu negieren und eine größere Langstrecke zu simulieren. Die erste Etappe führte uns etwa 60 km von Dresden in die Nähe von Bautzen. Gestartet, dem Regelwert der Rallye geschuldet, mit 9 km Restreichweite begann die Rallye am Schnelllader. Innerhalb von 15 Minuten und mit einer Ladeleistung von 45 kW waren 80 km Reichweite angezeigt. Das genügte und wir verließen als erste die Stadt Richtung Bautzen. Siegessicher mit 130 km/h fuhren wir voran, so macht elektrisch fahren Spaß! Doch so unkompliziert sollte es nicht bleiben. Wir mussten auf dieser Etappe lernen, dass der Nissan seine versprochenen 150 km Reichweite einhielt, aber nur bei 90 km/h. Auch die Ladeleistung von 45 kW hielt der eNV200 nur beim ersten Ladevorgang, dann regelte er runter auf 25 kW, weil der Akku zu warm geworden ist.
Insgesamt mussten wir einräumen, dass wir mit dem großen Fahrzeug deutliche Nachteile gegenüber den PKWs hatten. Wir wurden schließlich Dritter im Ziel. Das Fazit am Abend lautete: der eNV200 lässt sich auch über längere Strecken zuverlässig bewegen, jedoch muss man unbedingt 90 km/h fahren, dann liegt der Verbrauch bei durchschnittlich ca. 22 kW auf 100 km.
Man kann also eine Strecke von 350 km mit insgesamt 55 Minuten Ladepausen mit dieser Strategie gut Fahren:
- Start mit vollem Akku
- 150 km auf 10%
- Ladepause 20 min auf 80 %
- 100 km Strecke mit 90 km/h auf 10 %
- Ladepause 35 min auf 80 %
- 100km Strecke auf 10 %
- Ankunft am Ziel mit 10%
Wer beabsichtigt länger zu fahren muss in kauf nehmen, dass er alle weiteren 100 km für etwa 35 Minuten laden muss. Das ist ganz einfach der Tatsache geschuldet, dass der eNV200 ein schon lange am Markt vertretenes Fahrzeug ist und die Technik demzufolge nicht mehr ganz auf dem Stand ist. Doch ich kann mit dem Camper mit guten Gewissen und ohne einen Tropfen Erdöl verbannt zu haben mit 55 Minuten Ladepausen von meiner Heimatstadt Dresden an die Müritz fahren. Für den Urlaub ist das absolut vertretbar.
Die Vorteile eines E-Campers
Seine eigentlichen Stärken spielt der eNV200 dann als Camper aus, denn die wenigsten werden sich bewusst sein, welche Vorteile es hat, eine Reise im E-Camper anzutreten. Denn Elektroautos können Ihre Energie, die nicht für das Fahren, sondern auch für die Komfortelektronik benötigt wird, an jedem Ladepunkt / Campingstecker oder einfach an der Steckdose aufnehmen. Und wenn man beim eNV200 den Stecker einsteckt und die Zündung aktiviert, fahren alle Geräte hoch. Inklusive Heizung / Klima, Lüftung, Radio, USB-Anschlüsse und Steckdosen und zwar auf Netzbetrieb. Dabei geht das Tagfahrlicht nicht an, denn der eNV200 ist ja nicht fahrbereit. Damit stört es auch nicht auf dem Campingplatz. Das hat auch den Vorteil, dass z.B. Kinder das Fahrzeug nicht in Bewegung setzten können, solange der Stecker eingesteckt ist. Den muss man nämlich mit dem Schlüssel entriegeln. Der größte Vorteil ergab sich durch die durchlaufende Heizung. Alle anderen haben im Zelt gefroren, nur wir hatten bei 5 Grad Außentemperatur und Regen angenehme 21 Grad bei ständig zirkulierender Luft.
Hier wurden wir von 2 Freunden sogar um Asyl gebeten, denn im Nissan kann man bequem mit 4 Erwachsenen auch bei geschlossenen Fenstern schlafen, dank der durchlaufenden Lüftung mit Heizung. Übrigens kann man bei dem Nissan diesen Komfort auch ohne Steckdose genießen, bei eingeschalteter Zündung ohne Stecker ist das Fahrzeug ebenso nutzbar. Nur jetzt fahrbereit, inklusive Tagfahrlicht. Wir haben mit aller Komfortelektronik und Heizung bei 5 Grad Außentemperatur schätzungswiese im Durchschnitt eine Kilowattstunde pro Stunde verbraucht. Das bedeutet bei voller Batterie wären in diesem Zustand rechnerisch 40 Stunden möglich. Eine Nacht ließe sich also problemlos überbrücken und dann ist noch genug Energie, um weiter zu fahren.
Eine Reise im E-Camper – das Fazit
Die größten Vorteile des E-Campers liegen in seiner Kompaktheit. Wir waren überrascht, wie enorm viele Funktionen samt 4 vollständigen Betten in dieses doch überschaubare Fahrzeug passen. Durch die Möglichkeit des Netzbetriebes ist das Fahrzeug auch bei schlechtem Wetter enorm komfortabel. Für Rundreisen oder Reiseziele im Mittelstrecken Bereich ist die Batteriegröße und Ladeleistung völlig ausreichend. Auch, was die Größe des Fahrzeuges angeht. Meine Mitfahrerin und ich haben das Wochenende sehr genossen und können den Camper wärmstens weiterempfehlen. Wir möchten uns herzlich bei
Campeleon für das tolle Erlebnis bedanken.
Hast du auch Lust, dich im E-Camper ins Abenteuer zu stürzen? Dann unterstützte uns bei unserer Crowdfunding-Kampagne und sichere dir deine Reise in unserem vollelektrischen Campervan! Oder möchtest du auch den Nissan eNV200 ausprobieren? Hier kannst du ihn mieten.
Hast du noch Fragen an Max? Schreibe uns gerne eine Nachricht oder hinterlasse ein Kommentar.